Synthetische Polymere haben die Welt revolutioniert. Das erste Polymer dieser Art wurde 1869 von John Wesley Hyatt als Ersatzmaterial für Elfenbein erfunden. Einige Jahrzehnte später entdeckte ein Team des britischen Unternehmens Imperial Chemical Industries (ICI) nach einem fehlgeschlagenen Experiment Polyethylen, das heute beliebteste Polymer der Welt. Aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften, nämlich seiner Formbarkeit, Hitzebeständigkeit und Robustheit, führte diese Entdeckung zu drastischen Veränderungen in unserem Alltag. Die Massenproduktion synthetischer Polymere nach dem Zweiten Weltkrieg verbesserte die Lebensqualität und insbesondere das Gesundheitswesen. So hat die Einführung medizinischer Einwegprodukte die Anzahl an Kreuzkontaminationen drastisch verringert und unzählige Leben gerrettet. Auch kulturell fanden große Veränderungen statt.
Die Vorteile der synthetischen Polymere sind unbestreitbar. Polyethylenterephthalat (PET) zum Beispiel ist ein leichtes, sicheres, vielseitiges und preiswertes Material.
Trotz aller Vorteile hatte die Massenproduktion synthetischer Polymere einen sehr hohen Preis: die Zerstörung der Umwelt.
In diesem Sinne werden wir folgende 7 Themen gründlich untersuchen, um die Vor- und Nachteile von neuem und recyceltem Kunststoff abzuwägen:
Umweltauswirkungen
Materialqualität und -eigenschaften
Auswirkungen auf die Tierwelt
Abfallreduktion
Öffentliche Meinung
Wirtschaftliche Überlegungen
Gesetzgebung
1. Umweltauswirkungen
Die meisten synthetischen Kunststoffe werden aus nicht-erneuerbaren fossilen Ressourcen hergestellt. Aktuell werden etwa 8 % der neu gewonnenen fossilen Brennstoffe für die Herstellung synthetischer Polymere verwendet.
Was die CO2-Emissionen betrifft, so sind Kunststoffe für schätzungsweise 3,8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das Recycling von Kunststoffen spart zwischen 30 % und 80 % der Kohlenstoffemissionen, die bei der Herstellung von Neuware entstehen. So verursachen beispielsweise die recycelten PET-Granulate von Tide Ocean 80 % weniger CO2 als das neuwertige Pendant.
Gewinnung fossiler Brennstoffe
Der Jahresbericht des britischen Kunststoffpakts 2020/21 zeigt, dass für die Herstellung einer Kunststoffflasche aus recyceltem Kunststoff 75 % weniger Energie benötigt wird.
Recycelter Kunststoff spart nicht nur Energie, sondern trägt auch zum Kampf gegen den Klimawandel bei. Es ist wichtig, dass möglichst viele fossile Brennstoffe im Boden verbleiben, das ist der Schlüssel zur Verhinderung eines weiteren globalen Temperaturanstiegs. Die Dekarbonisierung weiter Teile unserer Wirtschaft ist von entscheidender Bedeutung.
2. Materialqualität und -eigenschaften
Das Vorurteil besagt, dass recycelter Kunststoff im Vergleich zu neuem Kunststoff reduzierte physikalische Eigenschaften aufweisen kann. Außerdem bestehe bei recycelten Kunststoffen die Gefahr einer Verunreinigung des Materials, wenn die Kunststoffe nicht ordnungsgemäß getrennt und gewaschen werden.
Einige Hersteller und Marken zögern deswegen noch immer, recyceltes Plastik in ihren Prozessen zu verwenden, weil sie glauben, dass damit keine Premium-Qualität erreicht werden kann.
Dies hängt jedoch in hohem Maße vom Recyclingverfahren und der verwendeten Ausrüstung ab. Früher war das Kunststoffrecycling ein Prozess, an dem mehrere unabhängige Akteure beteiligt waren. Wenn jeder Schritt der Kette von spezialisierten Unternehmen ohne übergreifende Kontrolle und Zielsetzung durchgeführt wird, ist ein Qualitätsverlust unvermeidlich. #tide hat eine integrierte Lieferkette aufgebaut (sog. zielorientiertes Recycling), bei der jeder Schritt des Prozesses von unserer technischen Abteilung überwacht wird. Dies ermöglicht eine unvergleichliche Materialqualität.
Die Qualität der recycelten Kunststoffgranulate von Tide Ocean kommt der von Neuware sehr nahe. Das liegt daran, dass wir High-End-Anlagen verwenden und die strengsten Standards für die Kunststoffsortierung, das Waschen und die Recyclingprozesse einhalten.
Die recycelten Kunststoffgranulate von Tide Ocean wurden für die Herstellung einer Vielzahl von langlebigen und hochwertigen Produkten verwendet. Ein paar Beispiele:
Eine Textilkollektion von Kvadrat
Eine Möbelkollektion von Karim Rashid
Eine Uhrenkollektion von Maurice Lacroix
Eine Lautsprecherkollektion von Boompods
3. Auswirkungen auf die Tierwelt
Zum ersten Mal aktenkundig wurden die Auswirkungen der Plastikverschmutzung auf die Umwelt in den 1960er Jahren. Damals fanden Wissenschaftler Rückstände von Plastik im Verdauungstrakt verschiedener Wildvögel auf Hawaii.
Die Auswirkungen der heutigen Plastikverschmutzung auf wild lebende Tiere sind wirklich erschreckend. Viele unterschiedliche Tierarten verschlucken Plastikmüll oder verheddern sich darin. Schätzungsweise 100.000 Meeressäuger sterben jedes Jahr an den Folgen der Plastikverschmutzung. Aber auch auf Tiere an Land hat die Plastikverschmutzung verheerende Folgen. Im Jahr 2018 starb ein 20-jähriger Elefant, weil Plastikabfälle im Darm des Tieres zu inneren Blutungen und Organversagen führten.
Ein großer Teil der Plastikproduktion wird nach der Nutzung zu Abfall. Nur ein Weg führt aus dieser untragbaren Situation: Wir müssen weniger Plastik produzieren. Und wir müssen einen vernünftigen Umgang mit dem Material finden, indem wir Mülldeponien und Sammelsysteme einrichten und den Abfall recyceln, bevor er in die Umwelt gelangt. Je tragfähiger unsere Recyclingmodelle und -infrastruktur, desto geringer die Auswirkungen auf das Leben der Wildtiere und für die biologische Vielfalt insgesamt.
Schon gewusst?
Untersuchungen zeigen, dass von 46 untersuchten Haien zwei Drittel Plastik in ihren Verdauungswegen und Mägen hatten. Haie spielen eine wesentliche Rolle für das Gleichgewicht des Ozeans. Ihr Schutz ist von größter Bedeutung, um das Ökosystem des Ozeans nicht zu stören.
Foto: Zimy Da Kid, #tide-Botschafter und Gründer von Deep Sea Guardians, einer Organisation zum Schutz der Haie.
4. Abfallvermeidung
Jedes Jahr landen schätzungsweise 14 Millionen Tonnen Plastik im Meer. Der falsche Umgang mit gebrauchten Kunststoffen hat zu einer globalen Kunststoffkrise geführt.
Während die schnell wachsende Produktion von Neukunststoffen die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass diese Kunststoffe auf Mülldeponien und im Meer landen, tragen recycelte Kunststoffe dazu bei, Kunststoffabfälle aus der Umwelt zu entfernen; Kunststoffrecycling ist somit ein vernünftiger und lösungsorientierter Ansatz für ein großes Problem.
Was es braucht, ist ein Perspektivenwechsel: Kunststoffabfälle in der Umwelt sind eine reiche Ressource am falschen Ort. Sie warten nur darauf, genutzt zu werden.
5. Die öffentliche Meinung
Weltweit wächst das Bewusstsein für die negativen Auswirkungen der linearen Plastikwirtschaft auf Umwelt und Menschen.
Immer mehr Künstler setzen sich mit den Themen Klimawandel, Plastikverschmutzung und Schutz der Ökosysteme auseinander, um das Bewusstsein zu schärfen, bestimmte Praktiken anzuprangern und zu Veränderungen aufzurufen. Netflix-Dokumentarfilme wie "Plastic Island" und "Seaspiracy" tun genau das. Diese Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Veränderung der Wahrnehmung bestimmter Themen und Gewohnheiten.
Die Wirkung ist deutlich sichtbar: Eine Studie zeigt, dass 86 % der Menschen in den Vereinigten Staaten der Meinung sind, dass die Kunststoffwirtschaft auf Kreislaufmodelle umgestellt werden muss. Bei einer Umfrage in Finnland gaben außerdem 86 % der Verbraucher an, dass die Verwendung von recyceltem Kunststoff ihre Kaufentscheidung beeinflusst. 93 % sagten zudem, sie würden solche Produkte erneut kaufen.
All diese Daten sprechen für einen grundlegenden Wandel in der Ressourcennutzung und ein verändertes Verbraucherverhalten. Eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe ist unvermeidlich. Sie ist die einzige Lösung, und es führt kein Weg daran vorbei.
6. Wirtschaftliche Überlegungen
Konsequentes Recycling von Kunststoffen kann dazu beitragen, die Kosten für die Abfallwirtschaft (Behandlung und Entsorgung) zu senken. Darüber hinaus schafft die Umsetzung von Kreislaufmodellen für Kunststoffe zahlreiche Arbeitsplätze in der Recyclingindustrie. Eine 2013 von McKinsey durchgeführte Studie zeigt, dass eine Kreislaufwirtschaft zu Einsparungen bei den Materialkosten von bis zu 630 Milliarden USD pro Jahr führen würde.
Staatliche Massnahmen und Anreize nehmen zu und Verbraucherpräferenzen ändern sich, parallel dazu wird die Nachfrage nach recycelten Materialien steigen. Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen in den kommenden Jahren exponentiell steigen wird.
Im Unterschied zu ihrem linearen Gegenstück ist die Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe sowohl für die Umwelt als auch für die Wirtschaft ein tragfähiges System.
7. Gesetzgebung
Regierungen auf der ganzen Welt bewegen sich weg von der linearen Kunststoffwirtschaft hin zu kreislauffähigen Konzepten. Dazu gehören Gesetze über den Anteil an recyceltem Kunststoff in bestimmten Produkten.
In der EU beispielsweise enthält der aktualisierte Vorschlag für die Ökodesign-Richtlinie, die Verordnung über die umweltgerechte Gestaltung nachhaltiger Produkte (Ecodesign for Sustainable Products Regulation, ESPR), einen Rahmen von gesetzlichen Anforderungen zur Förderung von Kreislaufmodellen. Dazu gehört auch die Einführung von Produktpässen bis 2026, die Informationen über die Nachhaltigkeitsfaktoren eines Produkts enthalten werden. Außerdem war Spanien das erste europäische Land, das eine Steuer auf Einwegkunststoffe eingeführt hat. Die amerikanische Assembly Bill 793 sieht vor, dass in Kalifornien Getränkeverpackungen aus Kunststoff bis 2030 mindestens 50 % recycelte Kunststoffe enthalten müssen.
Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe ist im Gange. Die Unternehmen werden die lokalen Rechtsvorschriften einhalten müssen, sie werden das Produktdesign überdenken und die Lieferketten anpassen. Die Kunststoffwirtschaft, wie wir sie kennen, steht vor existenziellen Veränderungen.
In aller Kürze: Weshalb Recyclingkunststoffe besser sind
Kunststoffrecycling spart bis zu 80 % der Kohlenstoffemissionen ein, die bei der Produktion von Neukunststoff entstehen.
Recyceltes Kunststoffgranulat kann von sehr hoher Qualität sein, ähnlich wie Neuware.
Das Sammeln und Recyceln von Kunststoffabfällen verhindert, dass Kunststoff in die Umwelt gelangt.
Recycling ist ein wirksamer Weg zum Schutz der Tierwelt. Wenn weniger Kunststoffabfall in die Umwelt gelangt, verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass Tiere Kunststoff verschlucken oder sich darin verheddern.
Es besteht ein wachsender Konsens darüber, wie wichtig der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe ist.
Eine Kreislaufwirtschaft würde zu Nettomaterialkosteneinsparungen von bis zu 630 Milliarden Dollar pro Jahr führen.
Die Regierungen rücken von der linearen Kunststoffwirtschaft ab und konzentrieren sich auf Kreislaufkonzepte. Die Unternehmen müssen sich an die lokalen Gesetze halten.
Die ökologischen Nachteile von Neukunststoffen überwiegen bei weitem ihre Vorteile. Recycelte Kunststoffe tragen zur Reduzierung der Treibhausgase bei, schützen die Umwelt und die Tierwelt und haben das Potenzial, die Wirtschaft anzukurbeln. Und durch die Einhaltung strenger Verfahren und den Einsatz der richtigen Ausrüstung können recycelte Materialien auch eine erstklassige Qualität erreichen.
Es gibt also kaum noch einen Grund, neuwertige Kunststoffe einzusetzen.
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